Psychotherapie - In eigener Sache

"Man kann ein Problem nicht mit den gleichen Denkstrukturen lösen, die zu seiner Entstehung beigetragen haben." (Dr. Albert Einstein)

In eigener Sache

 

Während der Unterschied zwischen Beratung und Coaching doch recht deutlich zum Vorschein kommt, fällt es mir schwer, diesen plastischen Unterschied auch zwischen Coaching und Psychotherapie zu spezifizieren. Er wird klarer, wenn die Voraussetzungen dafür sehr klar sind, soll heißen: Coaching orientiert sich hauptsächlich am „gesunden“ Klienten und beschäftigt sich dabei im Wesentlichen mit Fragen aus dem beruflichen Kontext.

Das heißt im Umkehrschluss, dass Psychotherapie vornehmlich bei Menschen mit einer psychischen Erkrankung zum Einsatz kommt. So weit, so gut. Doch wie so oft im Leben malt die Theorie in Volltönen, die Praxis in Pastell. Denn was heißt in diesem Zusammenhang „krank“ und was „gesund“?

Was mache ich als Coach, wenn beispielsweise ein Abteilungsleiter zum Coaching kommt, mit dem Ziel, seine Vorträge lockerer und gelassener vor seinem Publikum zu halten, sich dann aber herausstellt, dass er eigentlich an einer sozialen Phobie leidet?

Oder wie verhalte ich mich als Coach, wenn sich während des Coachings herausstellt, dass sich hinter der Angst vor dem Chef eine ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstruktur verbirgt?

Der springende Punkt ist sehr oft das Problem hinter dem Problem. Häufig kommen Klienten mit dem Mantel der beruflichen Sorgen, ziehen sie diesen Mantel erst einmal aus, kommt ihr wahres Thema zum Vorschein.

 

Darüber hinaus leben wir leider immer noch in einer Gesellschaft, in der es nach wie vor „verboten“ zu sein scheint, persönlich an einer Neurose (von Psychose ganz zu schweigen) zu erkranken, obwohl wir wissen, dass fast jeder von uns im Laufe seines Lebens ein psychisch bedingtes Leiden durchläuft. Angst, Depression, selbst Trauer sind nach wie vor noch Tabuthemen.

Doch je höher wir im Job die Karriereleiter hinaufklettern, desto höher wird unser Leidensdruck. So greifen vor allem die Führungskräfte lieber in den Medikamentenschrank oder öffnen ihre Bar, um sich wenigstens für kurze Zeit ein wenig Ablenkung und Erleichterung zu verschaffen, anstatt professionelle Hilfe zu suchen oder anzunehmen.

Kein Mensch würde auf die Idee kommen, jemanden, der ein Gipsbein hat, zum Laufen oder zum Klettern aufzufordern. Aber es fehlt uns leider immer noch die Gabe, zu erkennen, zu akzeptieren und zuzulassen, dass es auch viele Menschen unter uns gibt, deren Seele, deren Psyche in Gips liegt und die einfach irgend-wann nicht mehr in der Lage sind, die Leistung zu bringen, die ihnen Job und Familienleben abverlangt. Nur, leider gelten psychische Erkrankungen nach wie vor als Stigma!

 

Die einzige „psychische Krankheit“ (obwohl sie das nach dem ICD-10 gar nicht ist), die inzwischen gesellschaftsfähig geworden ist, ist die Burnout-Erkrankung. Mehr noch, ich habe das Gefühl, dass Burnout sogar als Business-Qualitätsmerkmal gilt: Denn wer „ausbrennt“, muss vorher ja lichterloh „gebrannt“ haben und muss dementsprechend enorm belastungsfähig gewesen sein und viel ausgehalten haben – sonst hätte er ja schließlich nicht so „ausbrennen“ können. Ich behaupte allerdings, wenn eine Person, die an Burnout erkrankt und ihren alltäglichen und beruflichen Tätigkeiten nicht mehr nachgehen kann, dass dann vieles eher auf eine zumindest mittelgradige depressive Episode hindeutet. „Burnout“ klingt natürlicher schicker… das Schlimme daran: Tendenz steigend!

 

Diese Diskrepanz war der auslösende Faktor, warum ich mich nach meiner Ausbildung zum Coach noch für eine zusätzliche Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie entschieden habe. Hier lernte ich die Inhalte und Kriterien aller psychischen Störungen kennen, was mir in meinem Praxisalltag hilft, noch verantwortungsvoller und bewusster mit meinen Klienten zu arbeiten.

Hinzu kommt, dass ich mich nun als Heilpraktiker für Psychotherapie nicht mehr verpflichtet sehe, vielen Klienten zu empfehlen, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen, was ich als Coach ja nie leisten kann und auch nicht darf. Dieser Vorteil wiederum führt zu einer großen Entlastung und Erleichterung für meine Klienten. Sie haben dadurch nicht mehr das Gefühl, mit ihren Problemen wieder alleine dazustehen und abgeschoben, bzw. weitergereicht zu werden.

 

 

Habe ich Ihr Interesse geweckt? Haben Sie noch Fragen?

Ich freue mich auf den Kontakt mit Ihnen.